Der „Schwarze Freitag“: Vom Börsenkrach zur Weltwirtschaftskrise

1929 Vom Börsencrash zur Weltwirtschaftskrise

Am 24. Okto­ber 1929 begin­nen an der New Yor­ker Wall Street die Akti­en­kur­se zu rut­schen.
Der Crash wird schließ­lich zur Wirt­schafts­kri­se, weil jeder zu ret­ten ver­sucht, was noch zu ret­ten ist.

Der Bör­sen­krach an der Wall Street stürzt die Welt in eine der schlimms­ten und fol­gen­schwers­ten Kri­sen ihrer Geschichte.

Nach den ers­ten blu­ti­gen Cha­os­jah­ren der Wei­ma­rer Repu­blik, nach Ruhr­kampf und der dar­auf­fol­gen­den Hyper­in­fla­ti­on 1923, begin­nen ab 1924 auch in Deutsch­land die „Gol­de­nen Zwan­zi­ger Jah­re”.

Es sind wirt­schaft­li­che Boom­jah­re.
Autos, Radi­os, Kühl­schrän­ke und Staub­sauger erobern die Welt und die Haus­hal­te; sie sind die Stars des lang­an­hal­ten­den Wirt­schafts­auf­schwungs bis 1929. Auch deut­sche Kon­zer­ne wie IG Far­ben, Sie­mens und AEG sind dabei. 

Umsatz und Gewinn der dama­li­gen High-Tech-Unter­neh­men wach­sen in den Him­mel, Jahr für Jahr gibt es für die Akti­en­kur­se an den Bör­sen nur eine Rich­tung: aufwärts.

Ber­lin, Tanz­tee im “Espla­na­de”. Ber­lin 1926 Im Gar­ten des Ber­li­ner Hotels “Espla­na­da” spielt zum 5 Uhr-Tee eine Jazz­band. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 183-K0623-0502–001 / CC-BY-SA 3.0,

Everybody ought to be rich!

Jeder kann reich werden

Jeder soll reich sein, ist das Lebens­ge­fühl der Roaring Twen­ties.
Fast sieht es so aus, als ob das öko­no­mi­sche Para­dies auf Erden end­lich erreich­bar ist.

In den USA, dem eigent­li­chen Gewin­ner des 1. Welt­krie­ges und Kern­land die­ses Booms, beträgt das Wirt­schafts­wachs­tum Jahr für Jahr durch­schnitt­lich 3,3 Pro­zent.

Vom Börsenkrach zur großen Depression - die Weltwirtschaftskrise 1929 www.generationengespräch.de
Jeder kann reich werden …

Seit Jah­ren gibt es kei­ne Infla­ti­on mehr und der Staats­haus­halt jagt von einem Rekord­über­schuss zum nächs­ten.
Auch der Akti­en­markt boomt und vie­le Ame­ri­ka­ner ent­de­cken das Spe­ku­lie­ren als neu­en Zeit­ver­treib und lukra­ti­ven Nebenerwerb:

” … Auf dem Akti­en­markt wur­de schein­bar mühe­los ein Ver­mö­gen ver­dient. In ‘Frü­her Erfolg: Über Geld und Lie­be, Jugend und Kar­rie­re, Schrei­ben und Trin­ken’ berich­tet F. Scott Fitz­ge­rald vol­ler Ver­wun­de­rung, dass sein Fri­seur in den Ruhe­stand gegan­gen sei, nach­dem er mit einer ein­zi­gen Inves­ti­ti­on eine hal­be Mil­li­on Dol­lar ver­dient hat­te — zur dama­li­gen Zeit fast das Vier­hun­dert­fa­che eines durch­schnitt­li­chen Jah­res­ge­halts. Für vie­le wur­de das Spe­ku­lie­ren an der Bör­se bei­na­he zur Sucht.” 

Bill Bry­son, Som­mer 1927*

Mit dem Opti­mis­mus wächst die Risi­ko­be­reit­schaft.
Akti­en der pro­spe­rie­ren­den Unter­neh­men wer­den auf Pump gekauft: Schon für eine Anzah­lung von 10 Dol­lar kann man bei Bro­kern Akti­en im Wert von 100 Dol­lar erwer­ben, den rest­li­chen Kauf­be­trag kann man spä­ter bequem mit den Gewin­nen der Akti­en bezah­len, die sich erfreu­li­cher­wei­se schnell und zuver­läs­sig einstellen.

Jeder, der da nicht mit­macht, gilt als Idiot.

Jetzt kaufen, später zahlen

Je län­ger der Boom anhält, des­to weni­ger kann man sich vor­stel­len, dass die­se schö­ne neue Zeit jemals enden könn­te. Jetzt kau­fen, spä­ter zah­len, kommt aber nicht nur für Akti­en in Mode, son­dern auch für den Haus­ge­brauch: Man spart nicht mehr auf’s neue Radio, Auto oder den Kühl­schrank, son­dern kon­su­miert auf Kre­dit.
War­um war­ten, wenn man’s gleich haben kann?

Das funk­tio­niert gut, solan­ge man sei­nen Job behält und es wirt­schaft­lich auf­wärts geht. Es funk­tio­niert nicht, wenn die­ser Kreis­lauf aus dem Takt kommt.

Der Tanz auf dem Vul­kan — im Rück­blick sind die Gol­de­nen Zwan­zi­ger Jah­re nicht mehr als die beschwing­te Atem­pau­se zwi­schen zwei Katastrophen. 

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Das Lebens­ge­fühl der Deut­schen Ende der 1920er Jah­re, die Zer­ris­sen­heit der Wei­ma­rer Repu­blik zwi­schen Links und Rechts und ein packen­der Kri­mi nach Vol­ker Kut­schers Gere­on-Rath-Kri­mi­rei­he*.
Eine sehens­wer­te Serie für alle, die sich für die Zwan­zi­ger Jah­re und Zeit­ge­schich­te begeis­tern.

Tom Tykwers Baby­lon Ber­lin Staf­fel 1–3*, 2020, FSK 12

Es gibt eine ticken­de Zeit­bom­be, von der kaum jemand etwas ahnt: Gold. Und: die USA hat ein Pro­blem — es geht ihnen zu gut.

Zu gut im Ver­gleich zu den Euro­pä­ern, die sich immer noch nicht ganz von den Fol­gen des Ers­ten Welt­krie­ges erholt haben. Denn durch das unge­brems­te Wirt­schafts­wachs­tum und die hohen Ein­künf­te fließt Gold ein­sei­tig nach Ame­ri­ka, der stärks­ten Wirt­schafts­macht der Welt.

Der Goldstandard

Das ist dem inter­na­tio­nal gel­ten­den Gold­stan­dard zu ver­dan­ken, der fest­legt, dass jeder Staat den Gegen­wert der sich im Umlauf befind­li­che Geld­men­ge in Form von Gold in den Tre­so­ren ihrer Zen­tral­ban­ken vor­rä­tig haben muss.

Zehn Gold­mark müs­sen — zumin­dest theo­re­tisch — gegen Gold im Wert von zehn Mark umtausch­bar sein; zehn Dol­lar gegen Gold im Wert von zehn Dol­lar. Und da die USA als stärks­te Wirt­schafts­macht der Welt die höchs­ten Ein­nah­men der Welt hat, sam­melt sich in ihren Tre­so­ren das Gold und droht, den welt­wei­ten Wirt­schafts­kreis­lauf abzuwürgen.

Dage­gen soll Abhil­fe geschaf­fen wer­den.
Bereits 1927 tref­fen sich daher vier illus­tre Her­ren aus der Hoch­fi­nanz in aller Heim­lich­keit, um die soge­nann­te “Gold­fal­le” in den Griff zu bekom­men.
(Der dama­li­ge US-Prä­si­dent Cal­vin Coo­lidge hält viel von einer “ruhi­gen” Hand in der Poli­tik, also vom Nichts­tun. Dem­entspre­chend ist er wäh­rend des Tref­fens auch ander­wei­tig beschäftigt.)

” … Wäh­rend sich Prä­si­dent Coo­lidge in den Black Hills als Cow­boy ver­gnüg­te, leg­ten am ande­ren Ende des Lan­des und jen­seits sei­nes momen­ta­nen Inter­es­senspek­trums vier inter­na­tio­na­le Ban­ker still und heim­lich den Grund­stein für den Zusam­men­bruch des Akti­en­mark­tes und die anschlie­ßen­de Welt­wirt­schafts­kri­se. Selbst­ver­ständ­lich war Letz­te­res weder ihre Absicht noch ihre Erwartung.

Die frag­li­chen Män­ner waren: Ben­ja­min Strong, Gou­ver­neur der Fede­ral Reser­ve Bank of New York; Sir Mon­ta­gu Nor­man, Gou­ver­neur der Bank of Eng­land; Hjal­mar Schacht, Prä­si­dent der deut­schen Reichs­bank, und Charles Rist, stell­ver­tre­ten­der Gou­ver­neur der Ban­que de France. Gemes­sen an ihrer enor­men Bedeu­tung han­del­te es sich bei den vier Män­nern um ein recht eigen­ar­ti­ges Quar­tett: Einer von ihnen lag im Ster­ben, einer war völ­lig ver­schro­ben, einer war ein zukünf­ti­ger Nazi, und einer war ver­hält­nis­mä­ßig nor­mal, aber unter den gegen­wär­ti­gen Umstän­den mehr oder weni­ger bedeutungslos.” 

Bill Bry­son, Som­mer 1927*

Die Goldfalle

Im Som­mer 1927 tref­fen sich also Ben­ja­min Strong, Sir Mon­ta­gu Nor­man, Hjal­mar Schacht und Charles Rist zu gemein­sa­men Bera­tun­gen. Was nie­mand ahnt: Ver­se­hent­lich arbei­tet das Ban­kiers­quar­tett damit am atem­be­rau­ben­den Absturz der Welt­wirt­schaft zwei Jah­re später.

Die Ame­ri­ka­ner ersti­cken wegen ihrer Wirt­schafts­kraft in Gold, bei den Euro­pä­ern wird es dage­gen knapp. Die­sem Ungleich­ge­wicht soll nun ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den.
Das ist zumin­dest der Plan.

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Die USA auf dem Weg zur Super­macht.
Ein eben­so wit­zi­ges wie infor­ma­ti­ves Buch über Hoch­was­ser und Poli­tik, Charles Lind­bergh, das Kino, die Mafia, Ein­wan­de­rer, Prä­si­dent Coo­lidge und den Grund­stein der Welt­wirt­schafts­kri­se 1929. Ein dickes Buch (640 Sei­ten), aber eines, das sich unbe­dingt lohnt und Spaß macht!

Bill Bry­son: Som­mer 1927*, Wil­helm Gold­mann Ver­lag, Mün­chen, Taschen­buch­aus­ga­be April 2016 

Prin­zi­pi­ell ist der Gold­stan­dard kei­ne schlech­te Idee, denn er macht eine Infla­ti­on nahe­zu unmög­lich. Er sorgt für Sta­bi­li­tät bei Prei­sen und Wech­sel­kur­sen und ist psy­cho­lo­gisch als “har­te Wäh­rung” ein Garant für eine funk­tio­nie­ren­den Wirt­schaft.

Denn Staa­ten kön­nen nicht ein­fach nach Belie­ben Geld dru­cken, so wie es wäh­rend des Welt­krie­ges und vor allem in den Jah­ren danach bei­spiels­wei­se in Deutsch­land gehand­habt wur­de (und die Deut­schen damit die Hyper­in­fla­ti­on 1923 auslösten). 

Das Pro­blem: Der Gold­stan­dard passt nicht mehr in die neue Zeit.

“… In der Theo­rie mag es groß­ar­tig klin­gen, sämt­li­che Gold­vor­rä­te zu besit­zen, doch das wür­de in der Pra­xis bedeu­ten, dass ande­re Län­der kei­ne ein­hei­mi­schen Pro­duk­te mehr kau­fen könn­ten, da sie selbst kein Gold mehr besä­ßen, um die­se Pro­duk­te zu bezah­len. Im Inter­es­se des Han­dels und einer gesun­den Welt­wirt­schaft soll­te Gold zirkulieren.” 

Bill Bry­son, Som­mer 1927*

Niedrige Zinssätze mit explosiver Wirkung

Die vier Ban­kiers machen sich ans Werk und tren­nen sich am 7. Juli 1927 hoch­zu­frie­den und im guten Glau­ben, der Welt­wirt­schaft auf die Sprün­ge gehol­fen zu haben, bevor durch die “Gold­fal­le” Scha­den ent­steht und sich der welt­wei­te Han­del abkühlt.

Sie haben beschlos­sen, den Dis­kont­sat­zes der ame­ri­ka­ni­schen Fede­ral Reser­ve Bank von vier auf drei­ein­halb Pro­zent zu sen­ken und hof­fen, dadurch mehr ver­mö­gen­de Ame­ri­ka­ner dazu zu bewe­gen, ihr Kapi­tal in Euro­pa zu investieren.

Man glaubt, dass die ame­ri­ka­ni­sche Wirt­schaft eine klei­ne Zins­sen­kung gut ver­kraf­ten kön­ne und hofft, mehr ame­ri­ka­ni­sche Inves­to­ren nach Euro­pa locken zu kön­nen, weil sie dort nach der Sen­kung des US-Dis­kont­sat­zes durch höhe­re Zin­sen mehr Geld verdienen.

Dadurch, so die Erwar­tung, wür­de wie­der mehr Gold in Rich­tung Euro­pa flie­ßen, der trans­at­lan­ti­sche Gold­pe­gel könn­te sich wie­der aus­glei­chen und der Welt­han­del wür­de angekurbelt.

Klei­ner Aus­lö­ser, gro­ße Wir­kung: Es ist eine kapi­ta­le Fehleinschätzung.

Hjalmar Schacht, Hitlers Reichsbankchef und Erfinder der Mefo-Wechsel
Hjal­mar Schacht, 1931.
1927 nahm er als Reichs­bank­prä­si­dent am Tref­fen zur Bekämp­fung der “Gold­fal­le” teil, ab 1933 dien­te er Hit­ler als Reichs­bank­prä­si­dent, spä­ter auch als Wirt­schafts­mi­nis­ter und erfand die MeFo-Wech­sel.
Von Bun­des­ar­chiv, Bild 102–12733 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de 

Denn anstatt nach Euro­pa fließt das bil­li­ge Geld direkt in die hei­mi­schen Akti­en: Der noch güns­ti­ge­re Zins­satz für Kre­di­te ist Was­ser auf die Müh­len der Spe­ku­lan­ten in den USA und heizt ihre Kauf­lau­ne erst so rich­tig an. 

Der Akti­en­boom erlebt einen neu­en Rekord-Höhen­flug — und führt zu  einer gewal­ti­gen Spe­ku­la­ti­ons­bla­se. Kau­fen auf Pump ist ja gera­de sowie­so en vogue.

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Wenn die Bör­se niest …
… hus­tet die Welt! Gegen einen ver­schnupf­ten Akti­en­markt ist kein Kraut gewach­sen, gegen Unwohl­sein und Brumm­schä­del schon.

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Die Sen­kung der Zins­sät­ze ist der Fun­ke, der das wack­li­ge Ban­ken- und Wirt­schafts­sys­tem der 1920er Jah­re end­gül­tig zur Implo­si­on bringt.

Die bereits absurd hohen Akti­en­kur­se schnel­len nach der Sen­kung des Dis­kont­sat­zes wei­ter in die Höhe. Und da alle auf Pump kau­fen, ste­hen allein in den USA Inves­to­ren bei ihren Bro­kern kur­ze Zeit spä­ter mit schwin­del­erre­gen­den vier­ein­halb Mil­li­ar­den Dol­lar statt “nur” mit einer Mil­li­ar­de in der Kreide.

Jeder kann reich wer­den, scheint für vie­le in noch greif­ba­rer Nähe zu sein. Tat­säch­lich wird genau das Gegen­teil der ursprüng­li­chen Absicht eintreten.

Oktober 1929: Vom Börsenkrach zur Weltwirtschaftskrise

Denn die Wirt­schaft kann mit dem Bör­sen­boom ein­fach nicht Schritt hal­ten.
Bereits seit 1928 gibt es ers­te Brems­spu­ren, Fir­men­kon­kur­se häu­fen sich, weil Märk­te gesät­tigt und Prei­se durch gewal­ti­ge Über­pro­duk­tio­nen in den Kel­ler gedrückt werden. 

Die Bör­sen hat­te das zunächst nicht gestört, aber der welt­wei­te Auf­wärts­trend an den Akti­en­märk­ten hat schon lan­ge nichts mehr mit Pro­duk­ti­vi­tät oder Pro­fi­ten zu tun, son­dern nur mit der Bereit­schaft der Anle­ger, immer mehr Geld zu inves­tie­ren — auf Pump. Ein Mil­li­ar­den­ver­mö­gen steckt in fau­len Krediten.

Am 24. Okto­ber 1929, jenem “schwar­zen Frei­tag”, pas­siert das, was unaus­weich­lich war: Die  gigan­ti­sche Spe­ku­la­ti­ons­bla­se platzt und die Akti­en­kur­se an der Wall Street stür­zen ins Bodenlose.

Eine Men­schen­men­ge ver­sam­melt sich nach dem Bör­sen­crash von 1929 an der Wall Street. Gemeinfrei 

Gegen Mit­tag des 24. Okto­ber wird an der Wall Street aus Ner­vo­si­tät Panik, der Dow Jones sackt ab, der Han­del bricht mehr­mals zusammen. 

Als die Nach­richt vom Bör­sen­krach in den USA am Frei­tag, dem 25. Okto­ber, die euro­päi­schen Bör­sen erreicht, glau­ben vie­le zunächst an eine Kor­rek­tur­pha­se des ame­ri­ka­ni­schen Marktes.

Die Kur­se in Euro­pa zie­hen sogar leicht an, da man erwar­tet, dass sich nach der ‘Abküh­lung’ der ame­ri­ka­ni­schen Bör­sen mehr Inves­to­ren auf euro­päi­sche Akti­en kon­zen­trie­ren würden. 

Doch die Tal­fahrt in den USA hält an.
Am Diens­tag der dar­auf­fol­gen­den Woche bricht dann auch der euro­päi­sche Markt end­gül­tig zusammen.

Akti­en wer­den zu Schleu­der­prei­sen ver­kauft, Ban­ken reagie­ren in Panik und for­dern Kre­di­te unver­züg­lich zurück, eine Maß­nah­me, die auch eigent­lich gesun­de Unter­neh­men über Nacht in den Bank­rott treiben.

Anle­ger, die Akti­en im Ver­trau­en auf einen ewig anhal­ten­den Boom kre­dit­fi­nan­ziert gekauft hat­ten, sind plötz­lich hoch verschuldet.

Doch allein durch die Kurs­stür­ze hät­te aus dem Bör­sen­crash nicht die nach­fol­gen­de welt­wei­te Wirt­schafts­kri­se wer­den müs­sen. Noch ein­mal ist es der „Gold­stan­dard“, der die schlin­gern­den Volks­wirt­schaf­ten end­gül­tig ins Ver­der­ben reißt.

Im Kampf um ihre Spareinlagen! Massenandrang der Sparer vor der städtischen Sparkasse in Berlin. Von Bundesarchiv, Bild 102-12023 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0
Im Kampf um ihre Spar­ein­la­gen! Mas­sen­an­drang der Spa­rer vor der städ­ti­schen Spar­kas­se in Ber­lin. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 102–12023 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0

Vom Ansturm der Sparer in den Abgrund

Oft reich­te das Gerücht, eine Bank sei durch Akti­en­ver­lus­te und insol­ven­te Schuld­ner in eine Schief­la­ge gera­ten, um einen Mas­sen­an­sturm besorg­ter Spa­rer zu provozieren.

Men­schen ste­hen Schlan­ge und drän­gen an die Schal­ter, um ihre Ein­la­gen zurück­for­dern. Vie­le klei­ne­re, aber auch grö­ße­re Ban­ken über­le­ben einen sol­chen Ansturm nicht und machen Kon­kurs, vie­le Klein­spa­rer ver­lie­ren ihr sicher geglaub­tes Gut­ha­ben, das sie bei der Bank ihres Ver­trau­en für schlech­te Zei­ten oder teu­re Anschaf­fun­gen gespart hatten.

Soge­nann­te „Bank­fei­er­ta­ge“ wer­den ein­ge­führt, um den Ansturm der Mas­sen wenigs­tens etwas zu regu­lie­ren. Die Ban­ken ver­su­chen in ihrer Not, irgend­wie liqui­de zu blei­ben. Nach und nach geben Bank­in­sti­tu­te eine ihrer Kern­auf­ga­ben – die Kre­dit­ver­ga­be – auf und hor­ten Geld. Doch ohne Kre­di­te kön­nen Unter­neh­men nicht inves­tie­ren und Kun­den nicht kaufen.

Durch die Kre­dit­klem­me wird eine fata­le Abwärts­spi­ra­le in Gang gesetzt, denn wenn Geld aus dem Ver­kehr gezo­gen und knapp wird, sin­ken die Prei­se, weil Käu­fer weni­ger Mit­tel zur Ver­fü­gung haben. Defla­ti­on – Waren und Dienst­leis­tun­gen müs­sen immer bil­li­ger wer­den, damit sie über­haupt Käu­fer fin­den – würgt die Wirt­schaft ab und treibt Unter­neh­men in den Ruin. Nach dem Crash folgt die Kri­se.

Hun­dert­tau­sen­de – teil­wei­se auch ren­ta­ble – Unter­neh­men kol­la­bie­ren, Mil­lio­nen Men­schen ver­lie­ren ihre Arbeit. In Deutsch­land steigt die Zahl der Arbeits­lo­sen von 1,4 Mil­lio­nen (Ende Sep­tem­ber 1929) auf 5 Mil­lio­nen (Ende 1930).

Im Febru­ar 1932 sind 6 Mil­lio­nen Men­schen arbeits­los, die Dun­kel­zif­fer ist riesig.

Zur wirt­schaft­li­chen Depres­si­on kommt die Hoff­nungs­lo­sig­keit der Men­schen. Denn das Schlimms­te ist: Ein Ende ist — welt­weit — nicht abzusehen. 

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de, 2013 (über­ar­bei­tet: 2024) 

Lesen Sie im nächs­ten Bei­trag: Die letz­ten frei­en Wah­len am 6. Novem­ber 1932 besie­geln das Schick­sal der Deut­schen. Es ist aber nicht das Wäh­ler­vo­tum, das den roten Tep­pich für Adolf Hit­ler aus­rollt, son­dern das kata­stro­pha­le Agie­ren von mehr oder min­der demo­kra­ti­schen Poli­ti­kern, die mit einer Mischung aus Igno­ranz, Dumm­heit und Selbst­sucht die ers­te Demo­kra­tie auf deut­schem Boden gegen die Wand fah­ren.
1932 — Das Ende der Repu­blik. Brü­ning, der Hungerkanzler

Buch‑, Hör- und Filmempfehlungen:

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Ber­lin 1929: Das 1. Buch der Gere­on-Rath-Kri­mi­rei­he von Vol­ker Kut­scher. Der SPD-Poli­zei­prä­si­dent Zör­gie­bel lässt am 1. Mai Schu­pos auf demons­trie­ren­de kom­mu­nis­ti­sche Arbei­ter schie­ßen, wäh­rend sich in der Stadt sowje­ti­sche Sta­li­nis­ten, Trotz­kis­ten und Anar­chis­ten blu­tig bekämp­fen. Ein span­nen­der Kri­mi vor dem Hin­ter­grund einer chao­ti­schen Zeit — Vor­la­ge für Tom Tykwers groß­ar­ti­ge Fern­seh­se­rie Tom Tykwers Baby­lon Ber­lin Staf­fel 1–3*
Sehr lesens­wert bzw. auch als Pod­cast sehr hörens­wert!
Vol­ker Kut­scher, Der nas­se Fisch*, Piper Taschen­buch; 2. Auf­la­ge, 2020

Im Febru­ar 1923 kos­tet ein Brot 2200 Mark, eine Schrip­pe 90 Mark und ein Stück Blech­ku­chen 150 Mark. Im Rausch des Auf­ruhrs — Deutsch­land 1923 macht das Jahr des Ruhr­kampfs, der Hyper­in­fla­ti­on und der Umsturz­ver­su­che von Rechts und Links greif­bar. Man liest gebannt von Monat zu Monat — bis zum Brot­preis von 399 Mili­ar­den Mark. Sehr emp­feh­lens­wert!

Chris­ti­an Bom­ma­ri­us: Im Rausch des Auf­ruhrs: Deutsch­land 1923*, ‎dtv Ver­lags­ge­sell­schaft mbH & Co. KG; 1. Edi­ti­on (März 2022)

Der Anfang vom Ende.
Die letz­ten 10 Wochen der Repu­blik: Das zähe Rin­gen aller Akteu­re – Hin­den­burg, Hit­ler, Papen, Schlei­cher, Goeb­bels – um die Macht. Und das kata­stro­pha­le Ende der Wei­ma­rer Repu­blik. Lesens­wert!

Rüdi­ger Barth, Hau­ke Fried­richs, Die Toten­grä­ber: Der letz­te Win­ter der Wei­ma­rer Repu­blik*, S. FISCHER Ver­lag, 2018

Die Zwi­schen­kriegs­zeit 1918 bis 1939.
Nicht von Wis­sen­schaft­lern und His­to­ri­kern erklärt, son­dern durch Zeit­zeu­gen anhand von Tage­bü­chern, Brie­fen und Foto­gra­fien erzählt. Spiel­sze­nen wech­seln sich mit alten Film­auf­nah­men ab — eine sehr sehens­wer­te und authen­ti­sche Mischung von Geschich­ten und Geschich­te, die uns die­se Zeit mit ihren Träu­men und Abgrün­den her­vor­ra­gend nahe bringt.
Krieg der Träu­me 1918–1939 [3 DVDs]*, 2018, FSK 12 

Das Lebens­ge­fühl der Deut­schen Ende der 1920er Jah­re, die Zer­ris­sen­heit der Wei­ma­rer Repu­blik zwi­schen Links und Rechts und ein packen­der Kri­mi nach Vol­ker Kut­schers Gere­on-Rath-Kri­mi­rei­he* per­fekt in Sze­ne gesetzt.
Eine sehens­wer­te Serie für alle, die sich für die Zwan­zi­ger Jah­re begeis­tern — und für die, die Zeit­ge­schich­te nicht nur durch Zah­len und Fak­ten ver­ste­hen, son­dern auch die Men­schen, die damals gelebt haben, begrei­fen wol­len.
Tom Tykwers Baby­lon Ber­lin Staf­fel 1–3*, 2020, FSK 12

Die Geschich­te der Deut­schen gut, über­sicht­lich und ver­ständ­lich erklärt. Neben wich­ti­gen Daten und Fak­ten gibt es vie­le Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen und Anek­do­ten, die Spaß machen und das Ver­ste­hen von his­to­ri­schen Ent­wick­lun­gen erleich­tern. Fürs Nach­schla­gen und zum Quer­le­sen pri­ma geeig­net. Sehr emp­feh­lens­wert!

Chris­ti­an v. Dit­furth: Deut­sche Geschich­te für Dum­mies*, Wiley-VCH Ver­lag GmbH & Co. KGaA, Wein­heim, 2019

Die gewal­ti­gen Tur­bu­len­zen in der euro­päi­schen Geschich­te von 1914 bis 1949 
meis­ter­haft, fun­diert und fes­selnd vom bri­ti­schen His­to­ri­ker Ian Kers­haw erklärt und erzählt.
Sehr lesens­wert!

Ian Kers­haw, Höl­len­sturz: Euro­pa 1914 bis 1949*
Pan­the­on Ver­lag, 2017 

Wei­ter­füh­ren­de Beiträge:

Flap­per nann­te man die jun­gen selbst­be­wuss­ten und berufs­tä­ti­gen Frau­en, die nach dem 1. Welt­krieg kur­ze Haa­re und kur­ze Klei­der tru­gen, auf gutes Beneh­men pfif­fen, in der Öffent­lich­keit rauch­ten und lei­den­schaft­lich die neu­en und scho­ckie­ren­den Tän­ze wie Charles­ton und Fox­trott oder den skan­da­lö­sen Shim­my tanz­ten. Die span­nen­de Geschich­te der Mode zwi­schen 1900 bis 1930, von Kor­sett und Vater­mör­der­kra­gen zu “Vero­ni­ka, der Spar­gel wächst” …
Hum­pel­rock und Vater­mör­der: Die Geschich­te der Mode von 1900 bis 1930

Pan­de­mie: In einem US-Mili­tär­la­ger in Kan­sas brei­tet sich ein neu­ar­ti­ges Grip­pe-Virus aus, aber da bei den infi­zier­ten Sol­da­ten nicht mehr als eine hef­ti­ge Erkäl­tung mit hohem Fie­ber auf­tre­ten, wer­den kei­ne Vor­sichts­maß­nah­men getrof­fen. Und so kann das neue Virus unge­stört mit Trup­pen­trans­por­tern zu den Kriegs­schau­plät­zen Euro­pas rei­sen und sei­nen Todes­marsch begin­nen.
Das gro­ße Ster­ben: Die Spa­ni­sche Grip­pe 1918/19

Hyper­in­fla­ti­on 1923: Reichs­kanz­ler Wil­helm Cuno und sei­ne „Regie­rung der Wirt­schaft“ ver­su­chen, die Fran­zo­sen aus dem Ruhr­ge­biet zu ver­trei­ben und las­sen dafür Geld dru­cken. Sehr viel Geld. Mit kata­stro­pha­len Fol­gen für die gebeu­tel­te Wei­ma­rer Repu­blik. Es scheint nur noch eine Fra­ge der Zeit bis zum Kol­laps zu sein. Ob zum rech­ten oder lin­ken Kol­laps, ist noch nicht so ganz klar
Vom Ruhr­kampf zum Deut­schen Oktober

Wirt­schaft im “Drit­ten Reich”: Wirt­schaft­lich stand das Drit­te Reich nie auf siche­ren Bei­nen. Die Öko­no­mie im Natio­nal­so­zia­lis­mus war von Anfang an auf Täu­schung und Expan­si­on – Krieg – gebaut. Über Auto­bah­nen, Arbeits­schlach­ten, MeFo-Wech­sel, Lügen und Täu­schun­gen – ohne die Hit­lers Weg in den Krieg nie funk­tio­niert hät­te.
Auto­bahn und Mefo-Wech­sel: Adolf Hit­ler, die deut­sche Wirt­schaft und der Weg in den 2. Welt­krieg 

Die Welt­wirt­schafts­kri­se in der Tsche­cho­slo­wa­kei: Waren alle Sude­ten­deut­schen glü­hen­de Hit­ler-Ver­eh­rer und ihr Anfüh­rer Kon­rad Hen­lein ein übler natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Brand­stif­ter? Ein Hin­ter­grund­be­richt aus der gefähr­lichs­ten Kri­sen­re­gi­on der dama­li­gen Zeit
Bie­der­mann oder Brand­stif­ter: Kon­rad Henlein

Wei­ter­füh­ren­de Links:

Im Win­ter 1929/30 geriet Deutsch­land in den Stru­del der sich aus dem Zusam­men­bruch der New Yor­ker Bör­se im Okto­ber 1929 ent­wi­ckeln­den Welt­wirt­schafts­kri­se.
Der Kapi­tal­strom nach Deutsch­land ver­sieg­te, als die für die deut­sche Wirt­schaft so drin­gend benö­tig­ten aus­län­di­schen Kre­di­te abge­zo­gen wur­den. Die Aus­wir­kun­gen der Welt­wirt­schafts­kri­se auf Deutsch­land, zusam­men­ge­fasst bei LeMO — Leben­di­ges Muse­um Online
https://​www​.dhm​.de/​l​e​m​o​/​h​t​m​l​/​w​e​i​m​a​r​/​i​n​d​u​s​t​r​i​e​/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​s​k​r​i​se/

Bild­nach­wei­se:

Im Kampf um ihre Spar­ein­la­gen! Mas­sen­an­drang der Spa­rer vor der städ­ti­schen Spar­kas­se in Ber­lin. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 102–12023 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0

Ber­lin, Tanz­tee im “Espla­na­de” ADN-Zen­tral­bil­d/ Archiv Ber­lin 1926 Im Gar­ten des Ber­li­ner Hotels “Espla­na­da” spielt zum 5 Uhr-Tee eine Jazz­band. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 183-K0623-0502–001 / CC-BY-SA 3.0

Hjal­mar Schacht, 1931. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 102–12733 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de
Ori­gi­nal-Unter­ti­tel: Der ehe­ma­li­ge Reichs­prä­si­dent Dr. Schacht bei einem Auto­un­fall schwer ver­letzt! Dr. Schacht, wel­cher bei einem Auto­un­fall schwer ver­letzt wur­de und ins Kran­ken­haus gebracht wer­den muss­te

Eine Men­schen­men­ge ver­sam­melt sich nach dem Bör­sen­crash von 1929 an der Wall Street.Gemeinfrei, https://​com​mons​.wiki​me​dia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​3​7​4​410

Geschichte und Psychologie Vergangenheit verstehen um mit der Zukunft besser klar zu kommen
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450coo­kie-checkDer „Schwar­ze Frei­tag“: Vom Bör­sen­krach zur Welt­wirt­schafts­kri­se

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